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Sentomat, 2008


25,5 x 14 x 39 cm
‚Sentimat‘-Waschpulverschachtel aus Karton mit 10kg Fassungsvermögen, Waschpulver, König-Schachfigur aus Holz (Höhe 8cm), Netzteil, Elektromotor mit Getriebe, Fahrradkette und zwei Fahrrad-Zahnräder, MDF-Platte, Aluminiumrohre, Stahldraht, Fensterdichtung, Plexiglas, Gewindestangen


Wenn diese Sentimat-Waschpulverschachtel an eine Steckdose angesteckt wird, wird dadurch eine kleine Schachfigur in der Schachtel dazu gebracht, sich langsam hin- und her wackelnd im Kreis zu bewegen, sodass eine Spur im Waschpulver entsteht, die sich immer wieder neu zeichnet. Das Wort ‚Sentimat‘ klingt ähnlich wie sentimental und ein dazu passendes Anagramm ist ‚sein Matt‘.

Der Sentomat kann als Ausdruck manifestierter Melancholie gesehen werden, wenn man sich vorstellt, dass der inzwischen zum ‚solus rex‘ gewordene König keine andere Wahl hat als sich in seinem eigenen kleinen Reich im Kreis zu bewegen. Allegorisch betrachtet wird somit auf humorvolle und ironische Art die schwierige und vielleicht auch tragische Frage nach der Willensfreiheit des Menschen gestellt.

Das Schachspiel an sich beinhaltet bereits die Frage nach der Willensfreiheit, indem das Schachbrett und die Spielregeln die Bewegungsfreiheit der Schachfiguren stark einschränken.
Doch im Gegensatz zu diesen 64 Feldern hat der Schachkönig in der Schachtel im Prinzip nur ein einziges Feld mit hochgezogenen Mauern. Immerhin kann sich der Schachkönig auf diesem Feld Schritt für Schritt bewegen, auch wenn der Weg den er geht nicht von ihm selbst gewählt ist, sondern von einem verborgenen Mechanismus vorgegeben wird.

Der Wille der Schachfiguren wird von den Schachspielern bestimmt, die wiederum freiwillig dem Willen der Schachregeln gehorchen. Obwohl das eigentliche Subjekt beim Schachspiel somit das Schach selbst ist, kann es durchaus sein, dass die Schachspieler diese selbst gewählte Willensunfreiheit sogar genießen. Möglicherweise ist dadurch auch die Motivation zu erklären, die den Schachkönig antreibt, selbst wenn ihm vielleicht sogar bewusst ist, dass seine Züge im Grunde nichts bewirken und nicht viel mehr als ein netter Zeitvertreib sein können.

hilfreiche Beratung.














© 2025 Matthias Kendler